Guten Morgen Frau K.
ich finde es eigentlich schade das sie bzw. der zuständige fotograf? das bild vom austellungsraum als zu leer empfinden. ich habe sicher auch einige aufnahmen mit einem haufen menschen vor den vitrinen, die die sicht auf das wesentliche versperren, aber solche bilder können sie zu jeder anderen ausstellungseröffnung auch machen. die eröffnung ist eine ausnahmesituation. genießen kann man die arbeiten und den raum nur in ruhe.
ich hoffe sie verstehen mich.
ich fände es schade, wenn sie es aus besagtem grund nicht veröffentlichen können, kann sie aber auch verstehen...
es gilt auch für die bilder, die wir überall ständig sehen, dass sie beliebig austauschbar geworden sind. der spruch von der bildzeitung -"bild dir deine meinung", ist symptomatisch für unsere zeit. es gibt keine MEINung mehr, viel passender wäre IHRung oder WIRung oder wollen wir von UNSrung sprechen? wir sehen die welt nur noch aus der sicht der anderen. es ist nur wenig platz für eigene standpunkte. wir vertreten oder werden vertreten. wir machen uns ein bild von der welt anhand von fremden abbildern. wir sehen nur noch abstraktionen, konsumieren extrakte, lesen exzerpte, es gibt gleichstellungbeauftragte und eine öffentliche meinung. die wahrsager von gestern sind trendforscher geworden, die fremde gedanken aufspüren, welche wir (wohin auch immer) weiter-ver-folgen. wir sind zeitgemäß und laufen zum x-ten mal in den klamotten von gestern. wir haben eine vergangenheit an der wir gemessen werden, und die ist wie jede geschichte irgendwann nicht mehr ganz wahr...
nichts ist mehr fassbar, wir verstehen die welt nicht mehr, drängen aber in die virtuelle vor und lassen dafür die dritte stehen.
das denken hat uns von den affen abgehoben-" ich denke, also bin ich" - was bin ich also, wenn andere für mich sehen, denken, sprechen, fühlen, sterben? werde ich wieder zum affen? die affen können nicht sprechen, also können sie auch nicht lügen, wir können nicht nur sprechen - wir haben goethe und shakespear und die gebrüder grimm, die märchen erzählten, die seit es die bilder dazu gibt nicht mehr die selben sind. die kühe sind lila, der strom ist gelb und kommt aus der steckdose... die sprache hat sich verselbständigt, sie hat sich vom inhalt losgelöst und ist wie eine "flasche leer".
es bleibt zu viel WESENtliches auf der strecke... und es ist immer das eigene. das ICH genießt das bad in der menge und ertrinkt darin. wir löschen uns selbst aus. wir sehen von uns ab- wir verWESEN. alle schnappen an der oberfläche nach luft, weil wir verlernt haben zu tauchen. wir abstrahiren uns zum idealbild, dann ist aber kein individuum mehr da, das uns in stein haut!
es wird ein schöner herbst, genießen wir ihn!
mit freundlichen grüßen stefan todorov